Linux – für alle Fälle

Linux-Distributionen (Distros) gibt es in zahlreichen Varianten, jede optimiert für unterschiedliche Bedürfnisse und Anwendungen. Hier sind einige der besten Linux-Distributionen für verschiedene Anwendungsfälle.

1. Für Anfänger:innen (und Desktop): Ubuntu 

Ubuntu ist eine der benutzerfreundlichsten Linux-Distributionen, die sich ideal für Anfänger eignet. Es bietet eine einfache Installation, eine große Auswahl an vorinstallierter Software und eine benutzerfreundliche Oberfläche (GNOME). Die starke Community und umfangreiche Dokumentation machen den Einstieg leicht. Überall wird Ubuntu als Distribution für Anfänger:innen bezeichnet. Eigentlich greift dies aber zu kurz, denn Ubuntu basiert im Prinzip auf Debian. Wenn man es also ohne den ganzen Desktop Stack installiert, taugt es genauso als Serversystem. Während des Installationsprozesses kann zudem ausgewählt werden, welche “Geschmacksrichtung” Ihr installiertes Ubutu haben soll.  

2. Für Entwickler:innen: Fedora der Red Hat Nachfolger 

Fedora ist bekannt für seine Aktualität und die Bereitstellung der neuesten Software-Versionen. Es richtet sich an Entwickler und IT-Profis und bietet eine Vielzahl von Entwicklungswerkzeugen und Bibliotheken. Die Distribution ist für ihre Stabilität und Sicherheit bekannt und unterstützt Docker und andere Container-Technologien hervorragend. Fedora ist im Grunde ein Upstream System für das kommerzielle Red Hat Linux. Das bedeutet, dass die Aktualisierungen und Änderungen im Rahmen der Red Hat Distributionen zuerst in Fedora ausgerollt werden. Schon der Name “Fedora” verweist indirekt auf Red Hat, denn der “Fedora” ist ein Filzhut – das Markenzeichen von Red Hat. Im Gegensatz zu anderen Linux-Distributionen gibt es keinen Langzeit-Support. Der Lebenszyklus einer Fedora-Version ist auf 13 Monate angelegt. Etwa alle sechs Monate erscheint eine neue Version, weshalb Fedora für eine langfristig geplante Verwendung ungeeignet ist. Gleichzeitig ist es daher für Entwickler:innen besonders gut geeignet, da stets die aktuellsten Pakete genutzt werden. Fedora ist sehr beliebt. Es hat Red Hat in vielen Unternehmen und Institutionen ersetzt. Die meisten kommerziellen Anwendungen, Daemons und Treiber, die früher nur für RHL zur Verfügung gestellt wurden, werden mittlerweile ebenfalls für Fedora angeboten. Auch diese weite Verbreitung macht Fedora sehr interessant für Entwickler.  

3. Für ältere Hardware: Lubuntu oder Xubuntu 

Lubuntu und Xubuntu sind leichtgewichtige Varianten von Ubuntu. Lubuntu verwendet die LXQt-Desktopumgebung, während Xubuntu auf XFCE setzt. Beide sind ressourcenschonend und eignen sich hervorragend für ältere oder leistungsschwächere Computer. Wer seiner “alten Möhre” ein langes Leben schenken will, vielleicht, um sie als Firewall, Router oder Ähnliches einzusetzen, kommt an dieser Distribution nicht vorbei.  

4. Für Sicherheit und Datenschutz: Tails 

Tails ist eine Sicherheits fokussierte Distribution, die auf Anonymität und Datenschutz ausgelegt ist. Tails leitet den gesamten Internetverkehr durch das Tor-Netzwerk und enthält alle Tools um dies zu ermöglichen . Dennoch geht es bei Tor und den weiteren Sicherheitsfunktionen von Tails nicht unbedingt darum, im Deep Web zu surfen, es geht um die Sicherheit Ihrer Daten. Tail ist ein gehärtetes Linux, das auch Edward Snowden eingesetzt hat. Es basiert auf Debian. Der mitglieferte Firefox surft automatisch via Tor. Doch der eigentliche Clou des Systems ist, dass es von USB Stick oder Live DVD läuft. Das Live-System ist DER “Schutzschild”, beim nächsten Tails-Start landen Sie wieder in einer frischen Umgebung. Weiter bieten die Entwickler:innen von Tails auf ihrer Website ein Tool an, um den Download zu verifizieren. So können Sie sicher sein, ein originales Tails heruntergeladen zu haben. Wenn Sie z.B. mit Windows unterwegs sind, dann können Sie Tails neben Windows auf ihrer Maschine laufen lassen. Die Bedienung des Systems gestaltet sich recht komfortabel. Vorinstalliert ist auch KeepassX – Sie können also auch ihre Passwort Datenbanken übertragen und während der Live Session nutzen. 

5. Für Server: CentOS 

CentOS ist eine stabile und robuste Distribution, die sich hervorragend für den Einsatz auf Servern eignet. Es basiert auf dem Quellcode von Red Hat Enterprise Linux (RHEL) und bietet langfristige Unterstützung sowie regelmäßige Sicherheitsupdates. Es ist besonders beliebt in Unternehmensumgebungen und für Webserver.  

Cent OS ist ein gutes System für Server, wenn auch nicht sehr verbreitet: Den Spitzenplatz hält Ubuntu mit einem Anteil von 24,4 Prozent. Auf Rang zwei ist Debian mit einem Anteil von 13,3 Prozent zu finden. Der dritte Platz mit einem Anteil von 5,4 Prozent geht an CentOS, das RedHat komplett abgelöst hat. Administratoren scheinen also die Benutzerfreundlichkeit von Ubuntu auch auf dem Server zu schätzen –  wobei Ubuntu, soweit es als Server betrieben wird, weitgehend Debian entspricht.  

Bei Debian und Ubuntu kommt der Philosophie „GNU“s eine wichtige Rolle zu, während CentOS aus einem kommerziellen Umfeld stammt. CentOS ist vor allem dann das Mittel der Wahl, wenn es auf Geschwindigkeit und ein LightWeight Serversystem ankommt. Inbesondere Apache aber auch alle anderen, auf Servern wichtige Tools arbeiten einwandfrei mit CentOS zusammen. 

6. Für Netzwerke und Router: OpenWRT 

OpenWRT ist eine spezialisierte Distribution für Router und eingebettete Systeme. Sie ermöglicht es, die Firmware von Routern und anderen Netzwerkgeräten zu ersetzen, um zusätzliche Funktionen und eine bessere Kontrolle über das Netzwerk zu erhalten. OpenWRT unterstützt eine Vielzahl von Geräten und bietet umfassende Netzwerkkonfigurationsoptionen. 

7. Für kreative Arbeiten: Ubuntu Studio 

Ubuntu Studio ist eine Variante von Ubuntu, die speziell für Audio-, Video- und Grafikbearbeitung optimiert ist. Es enthält eine große Sammlung von Anwendungen für kreative Arbeiten, wie Audacity, Blender, GIMP und Ardour. Die Distribution ist darauf ausgelegt, Künstlern und Kreativen eine leistungsstarke und stabile Arbeitsumgebung zu bieten. 

8. Für Rollende Releases: Arch Linux 

Arch Linux richtet sich an fortgeschrittene Benutzer, die eine maßgeschneiderte und stets aktuelle Distribution wünschen. Es verwendet ein Rolling-Release-Modell, was bedeutet, dass die Software kontinuierlich aktualisiert wird. Arch Linux bietet vollständige Kontrolle über die Systemkonfiguration und enthält nur die minimal erforderlichen Pakete, um ein funktionsfähiges System zu starten. 

9. Für Bildungseinrichtungen: Edubuntu 

Edubuntu ist eine Variante von Ubuntu, die speziell für den Einsatz in Bildungseinrichtungen entwickelt wurde. Sie enthält eine Vielzahl von Bildungsanwendungen und Tools, die Lehrer:inn und Schüler:innen helfen, den Computer effektiv im Unterricht zu nutzen. 

10. Für Gaming: Pop!_OS 

Ja es geht – Zocken auf Linux ist längst nicht mehr beschränkt auf Rollenspiele, die mit Textprompt auf der Konsole laufen. Pop!_OS, entwickelt von System76, ist eine Gaming-freundliche Distribution, die auf Ubuntu basiert. Sie bietet optimierte Treiberunterstützung und eine benutzerfreundliche Oberfläche, die speziell auf Spieler:innen zugeschnitten ist. Pop!_OS unterstützt auch Hybrid-Grafiksysteme gut und bietet eine einfache Möglichkeit, zwischen integrierter und dedizierter GPU umzuschalten. Eine Disro, die davon überzeugt ist, dass weniger mehr ist. Pop!_OS kann für einige auch das “bessere Ubuntu” sein, weil es eine hübsche Oberfläche aufweist, die sinnvolle Erweiterungen mitbringt und dabei auf Ubuntu-Eigenwege verzichtet. Das Auto-Tiling unter Pop OS 20.04, also die Anordnung der geöffneten Fenster auf der Desktopoberfläche ist wirklich gut. Die Killerfunktion für Gaming ist jedoch die breite Unterstützung von Nvidia Karten. 

11. Debian – der alternative Hidden Champion

Das muss ja jetzt kommen, denn fast jede hier vorgestellte Distribution geht auf Debian zurück. Insbesondere Ubuntu, und was dann wieder von Ubuntu abgeleitet ist, läuft unter der Haube „wie Debian“. Das ist kein Wunder, denn Debian ist DAS GNU – Linux. Im Gegensatz zum kommerziellen Red Hat (Fedora), geht es auch auf die Ideen der GNU Bewegung zurück. Also ein echtes Urgestein der GNU Software. Wer also hier als Purist:in unterwegs sein möchte und darüberhinaus die technisch – philosophischen Ansätze der GNU Bewegung (G.nus N.ot U.nix) schätzt, der nimmt einfach Debian und schraubt sich die Spezialisierung selbst zusammen.

Insbesodere der sogenannte „Debian Social Contract“ ist eine echte Besonderheit und sticht hervor. Durch diesen Contract ist es in vielen Teilen der Welt, in der Leute leben, die nicht tausende Euros für Lizensen ausgeben können, überhaupt erst möglich hochprofessionelle Linuxsysteme zu betreiben. Ohne Debian und die GNU Bewegung, die mit dem Social Contract genau diese Fragen in den Mittelpunkt stellt, wäre es viel schwieriger globale IT Bildung und globales IT Business aufzubauen. Daneben dürfte in Zeiten, in denen die Tech Monopole aus den USA nicht nur im Fokus der EU Komission stehen, sondern auch in den USA selbst zunehmend kritisch beäugt werden, Debian als alternative, transparente und faire Softwareentwicklung an Bedeutung gewinnen.

Fazit 

Die Wahl der besten Linux-Distribution hängt stark von den individuellen Bedürfnissen und dem jeweiligen Anwendungsfall ab. Während Ubuntu eine großartige Allzweck-Distro für Anfänger ist, bieten spezialisierte Distributionen wie Tails, CentOS oder OpenWRT spezifische Vorteile für Sicherheit, Serverbetrieb oder Netzwerkanwendungen. Durch die Auswahl der passenden Distribution kann jeder Nutzer das Beste aus seinem Linux-System herausholen.  

Vor der Installation einer Distro ist es sinnvoll, sich zu überlegen, was man wirklich mit seinem System anstellen möchte. Dazu bietet es sich (vor allem im professionellen Umfeld ) an, ein kleines Anforderungsmanagement durchzuführen. Wenn dann die Entscheidung einmal gefallen ist, stellt sich praktisch bei allen Distros die Frage, ob man immer die neuesten Pakete haben möchte – und daher zu den neuesten Releases greift – oder ob man auf ein stabiles und bewährtes System setzt. Also ist die Road Map der Entwickler:innen wichtig: Wie sind die Releasezyklen, wie lange wird für eine bestimmte Version Long Term Support gewährt (wenn es den überhaupt gibt – siehe Fedora)… Sicherlich ist es auch sinnvoll, eine Distribution entweder durch Virtualisierung oder durch Dual Boot ggf. mit einem Live System zu testen. 

Have Fun.